Preisträger in der Statusgruppe der Lehrenden
„... {ein} Preis ist für die Wissenschaftskommunikation unglaublich wichtig und da müssen wir dafür sorgen, dass es auch Chancengleichheit gibt..."
Für drei besonders engagierte Menschen: Der Diversity-Preis zeichnet seit 2019 Menschen an der Heinrich-Heine-Universität aus, die sich besonders für Diversity einsetzen. In Anlehnung an den HHU-Grundsatz „Exzellenz durch Vielfalt“ wird so sichtbar, dass dies den Alltag in Forschung, Lehre, Verwaltung, Technik und Studium bereichert. Am 5. Juni 2024 wurde der Diversity-Preis beim Nachhaltigkeitstag verliehen an Prof. (apl.) Dr. Nils Hansson vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, an die Koordinatorin für Geflüchtetenprojekte Janine Janus und an Jennifer Kremper, Doktorandin im Fachbereich Chemie.
Lebendige Vielfalt gehört zu allen Lebensbereichen. 2024 illustriert dies erneut der Diversity-Preis, der zum sechsten Mal verliehen wurde. Insgesamt waren 17 Personen nominiert. Die drei Ausgezeichneten bestimmte ein Komitee aus Vertretungen aller Statusgruppen, Prorektor Prof. Dr. Stefan Marschall und der Leiterin der Section Diversity des Heine-Centers for Sustainable Development, Dr. Inge Krümpelbeck. Sie sagt: „Alle Anstrengungen und Projekte, die dazu beitragen, den Campus barrierefreier und chancengerechter zu gestalten, führen letztendlich zu einem angenehmeren Umfeld für alle an unserer HHU.“ Der Diversity-Preis trägt dazu bei, Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die ihren ganz persönlichen Beitrag über das Normale hinaus zum besseren Miteinander leisten. Prorektor Marschall hob in seiner Ansprache hervor, dass sich viele in allen Statusgruppen der HHU gibt, die Vielfalt mitgestalten und dass er sich jedes Jahr freut, Menschen auszuzeichnen, die sich in ihrem Arbeits- oder Studienumfeld für Toleranz und Respekt stark gemacht haben.
Preisträger in der Statusgruppe der Lehrenden
„... {ein} Preis ist für die Wissenschaftskommunikation unglaublich wichtig und da müssen wir dafür sorgen, dass es auch Chancengleichheit gibt..."
Akademischer Rat, Prof. (apl), am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät
„Im letzten Jahr konnte er über die Unsichtbarkeit von Frauen in den Wissenschaften mit internationalen Medien sprechen, darunter New YorkTimes, Spiegel, Standard und Neue Zürcher Zeitung. Er hat zum Thema Vorträge gehalten, etwa vor dem Nobelpreiskomitee in Stockholm und in der deutschen Botschaft. Einige Erkenntnisse hat er im Buch ‚Wie man keinen Nobelpreis gewinnt‘ (Gräfe & Unzer, 2023) veröffentlicht. (...)"
Anerkennung und Chancengleichheit sind seit mehreren Jahren Kernthemen in meiner Forschungsgruppe „Prize studies“ an der HHU. Ein Teilprojekt, gefördert vom BMBF, fokussiert auf den im deutschen Sprachraum noch wenig erforschten ‚Gender Award Gap‘ – warum erhalten vor allem Männer die prestigeträchtigsten Forschungspreise? (...)
Der „Gender Award Gap“ ist von entscheidender Relevanz, da Preise und Auszeichnungen als Indikatoren für berufliche Leistungen in der Forschung betrachtet werden und den weiteren Verlauf der Berufskarriere maßgeblich prägen. Preise tragen zur Sichtbarkeit von Empfänger*innen sowohl in der Scientific Community als auch in der Öffentlichkeit bei.
Neue Artikel in Fachzeitschriften zeigen, dass diverse Forschungsteams einfach erfolgreicher sind. Trotzdem gibt es in dieser Hinsicht in Deutschland – und auch an der HHU – Luft nach oben.
Die HHU bietet schon viel rund um das Thema Diversity in Forschung und Lehre. Für die interfakultäre Vernetzung, auch im Sinne der Bürgeruniversität, ist das Diversity-Portal ein wichtiger Treffpunkt, um weitere, gemeinsame Projekte zu planen.
Besonders stolz bin ich auf meine Doktorandinnen und Doktoranden, die in Ihren Artikeln Diversity-Fragen in unterschiedlichen Disziplinen erläutern konnten, so etwa im Bereich der Pathologie (Elisa Malik), Kardiologie (Marie Drobietz), Pharmakologie (Michael Wiling), Neurologie (Lotte Palmen), Zahnmedizin (Lena Hense) und Friedensforschung (Leander Scheel). Ihre Artikel haben zu einer anregenden Debatte in den jeweiligen Fachgesellschaften beigetragen.
Unsere Gruppe wird sich weiterhin mit wissenschaftlichen Auszeichnungen befassen, um zu untersuchen, wie Exzellenz inszeniert wird, d. h. wie bestimmte Leistungen in der Wissenschaft ausgewählt und als die herausragendsten in diesem Bereich anerkannt werden. Wir hoffen, dass die Arbeit neue Perspektiven auf wissenschaftliche Belohnungsmechanismen eröffnen.
Preisträgerin in der Statusgruppe der Mitarbeitenden
„Engagement ist - meiner Auffassung nach - grundsätzlich sinnstiftend."
Erststudium: Germanistik, Politikwissenschaften, Zweitstudium: Master of Business Administration, 2024: zertifizierte systemische Beraterin
„(...) Frau Janus hat in den letzten Jahren enorm viel für die Universität getan, insbesondere im Hinblick auf Geflüchtete aus aller Welt. Sie hat die Initiative ergriffen, Studien-vorbereitende Deutschkurse für Geflüchtete‘ anzubieten, wodurch zahlreichen Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, ihren Traum von einem Hochschulabschluss zu verwirklichen. Dabei öffnete sie Türen und schuf Chancen für Geflüchtete aus verschiedenen Ländern. (...)"
„Ich kenne Frau Janus schon seit vielen Jahren als äußerst tatkräftige Mitarbeiterin der HHU. Sie ist stellvertr. Gleichstellungs-beauftragte (MTV) und Mitglied im Nachhaltigkeitsrat. Bei den vielen Begegnungen wurde mir ihr vielfältiges Engagement insbesondere zur Förderung von Vielfalt und Inklusion und für Menschen mit verschiedenen Hintergründen mehr als deutlich.In ihrem jetzigen Aufgabengebiet, u.a. zur Integration von Geflüchteten, setzt Frau Janus sich wieder mit ‚Herzblut‘ ein."
Eigentlich schon immer, z.B. habe ich mich mehr als ein Jahrzehnt mit Stipendien und Fundraising befasst und das Stipendienprogramm „Chancen nutzen“ aufgebaut, das zur Hälfte von privaten Förderern getragen wird. Bis heute hat das Programm diverse Förderlinien, z.B. für studierende Eltern, Studierende ohne akademischen Bildungshintergrund etc. Seit circa 2 Jahren kümmere ich mich um Geflüchtetenprojekte der HHU. (...) Ich persönlich halte den Prozess der Integration und Teilhabe der zugewanderten Bevölkerung und ihrer Nachkommen, beispielsweise in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung, Sport oder Gesundheit für gesellschaftlich relevant. Auch im Rahmen meiner Aktivitäten in der akademischen Selbstverwaltung der HHU engagiere ich mich für Diversität. Ich bin eine der Stellvertreterinnen der Zentralen Gleichstellungsbeauftragte (MTV) sowie Mitglied des Senates. (...)
Schon seit ich denken kann, habe ich mich für die Themenfelder Diskriminierung aus Gründen der Rasse, wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität interessiert und viel dazu gelesen. Daraus entwickelte sich meine persönliche Erkenntnis, dass heterogene Gruppen häufig vielfältige Impulse einbringen und dass Diversität grundsätzlich bereichernd für Weiterentwicklung ist. Als ehemals alleinerziehende und voll berufstätige Mutter kenne ich die strukturellen und psychologischen Herausforderungen, die aus unterschiedlichen Lebenswelten und Startvoraussetzungen erwachsen können, aus persönlicher Erfahrung. Ich fühle mich in meiner heutigen Lebenssituation sehr privilegiert und gewissermaßen auch dazu verpflichtet, mich persönlich zu engagieren.
Mit der HHU-Definition von Nachhaltigkeit – aktuell mit den Dimensionen Diversity, Health und Environment –und den neu geschaffenen Strukturen, wie z.B. das HCSD oder den Nachhaltigkeitsrat - hat sich die HHU - meiner Einschätzung nach bereits auf einen guten Weg gemacht, um eine Kultur des Engagements und einen Paradigmenwechsel zu fördern. Mittelfristig halte ich zusätzliche Ressourcen für wichtig. Eine offene Kultur für Initiativen der HHU-Angehörigen könnte auch durch das Credo „Scheitern erlaubt“ verstärkt werden.
Ich finde es wunderbar, dass an der HHU Diversity dezidiert auf der Agenda steht (Hochschulentwicklungsplan ab Seite 68). Von daher wünsche ich mir ein „Weiter so!“.
Engagement ist - meiner Auffassung nach - grundsätzlich sinnstiftend. Ein persönliches Engagement für andere birgt unvermeidbar Anreize für die eigene Weiterentwicklung und fördert u.a. damit Solidarität, Zufriedenheit sowie gesellschaftlichen und familiären Zusammenhalt.
Meine Projekte finden häufig UnterstützerInnen bei den Kollegen und Kolleginnen. Eines unserer aktuellen Projekte, das Sprachbuddyprogramm für Geflüchtete, wird vorrangig aus der Gruppe der Studierenden unterstützt. (...)
Aktuell arbeiten wir an einem neuen Integrationsprojekt der HHU. In der „Open Campus Summer School“, für drei Jahre gefördert durch die Dr. Jost Henkel Stiftung, absolvieren 50 Geflüchtete einen studienvorbereitenden Intensiv-Deutschkurs und erleben ein abwechslungsreiches Programm. (...)
Preisträgerin der Studierenden
„Ich wünsche mir, dass die HHU zukünftig noch stärker Maßnahmen fördert und implementiert, die eine vielfältige und inklusive Hochschulgemeinschaft unterstützen. Dazu gehört eine intensivere Diversifizierung der Professorenschaft..."
Promotionsstudium im Fachbereich Chemie, Master of Science Abschluss in Chemie an der HHU & vor dem Chemiestudium eine Ausbildung zur biologisch-technisch Assistentin.
„Jennifer Kremper zeigt ein außergewöhnliches Engagement durch den Einsatz für mehr weibliche Präsenz in den Naturwissenschaften. Ihre Teil-nahme an Workshops wie ‘Leadership Skills for female researchers‘ und dem Grundlagen-Workshop Diversity nutzt sie, um ihrem Umfeld das Thema näherzubringen. Durch ihre Beteiligung am SelmaMeyerMentoring- Programm zeigt sie, dass sie nicht nur selbst nach Erfolg strebt, sondern auch anderen Frauen dabei hilft, ihren Platz in der Wissenschaft zu finden/festigen. (...) Jennifer Kremper, engagierte Promotionsstudentin der Chemie und ehemalige Fachschaftsratsvorsitzende, setzt sich leidenschaftlich für Gleichstellung und Chancengleichheit ein. Ihr Ziel: mehr Frauen in Forschung und Lehre zu sehen und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Ihr selbstloses Engagement und ihre Verfügbarkeit als Ansprechpartnerin haben vielen Studierenden geholfen und das Leben an der Hochschule verbessert."
Seit meinem zweiten Semester meines Bachelors (2016) offiziell innerhalb des Fachschaftsrates Chemie der HHU. Also somit seit jetzt fast acht Jahren.
Ich habe ein tiefes, intrinsisches Bedürfnis, die Welt zu verbessern und mich für diejenigen einzusetzen, die es selbst nicht können. Menschen zu helfen und ihnen beizustehen, erfüllt mich und gibt meinem Leben einen Sinn. (...) Meine eigene Vergangenheit hat mich gelehrt, wie es ist, sich nicht in die Gesellschaft einzufügen. (...) Ich engagierte mich im Prüfungsausschuss und in der wissenschaftlichen Einrichtung (WE) der Chemie sowie im Studienbeirat der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dort setzte ich mich für Veränderungen ein, damit das veraltete Schubladendenken und die mangelnde Akzeptanz für Frauen und Menschen mit Behinderungen in den Naturwissenschaften ein Ende finden.
(...) Ein entscheidender Punkt ist die Diversifizierung innerhalb der Professorenschaft, insbesondere in der Chemie. Es gibt viele kompetente und fachlich exzellente Professoren, jedoch kann ein wirkliches Umdenken erst durch einen Wechsel hin zu einer jüngeren Generation erfolgen, die anders sozialisiert wurde und die Grundsätze der Gleichberechtigung von Anfang an kennengelernt hat. Es ist wichtig, dass die Leistungen der Studierenden unabhängig von Geschlecht oder Aussehen anerkannt und wertgeschätzt werden. Um eine vielfältigere und inklusivere Umgebung zu schaffen, sollte die Berufung von mehr Frauen und jungen Männern in akademische Positionen gefördert werden. Ich zum Beispiel habe das Privileg, einen jungen Doktorvater zu haben, der sich aktiv für ein Umdenken einsetzt. (...)
Die HHU leistet bereits viel im Bereich Diversity und Inklusion, doch es gibt noch Potential für weitere Besserungen. Ich wünsche mir, dass die HHU zukünftig noch stärker Maßnahmen fördert und implementiert, die eine vielfältige und inklusive Hochschulgemeinschaft unterstützen: Dazu gehört eine intensivere Diversifizierung der Professorenschaft durch die Anstellung von mehr Frauen und jungen Männern, um veraltete Ansichten und Stereotype aufzubrechen. Es sollten flexible Studienmodelle und Teilzeitoptionen verstärkt angeboten werden, um Studierende zu unterstützen, die neben dem Studium arbeiten müssen. Zudem wünsche ich mir, dass Nachteilsausgleiche für Studierende z.B. mit Prüfungsangst weiter ausgebaut werden, um faire Bedingungen zu schaffen und ihre Chancen auf Stipendien zu erhöhen. Regelmäßige Schulungen zur Sensibilisierung auch für die Professorenschaft und die Etablierung weiterer Mentoring-Programme wie das SelmaMeyer-Mentoring Programm für andere benachteiligte Gruppen. Insgesamt könnte die HHU durch diese Maßnahmen noch mehr Vorreiter in Sachen Diversity und Inklusion werden und ein Umfeld schaffen, in dem jede*r Studierende sein*ihr volles Potenzial entfalten kann.
(...) durch Engagement können wir gemeinsam Barrieren abbauen und Vorurteile überwinden, um eine vielfältige und unterstützende Gemeinschaft zu fördern. Es bietet die Chance, Veränderungen anzustoßen, die nicht nur das Leben einzelner Menschen verbessern, sondern auch das Umfeld für zukünftige Generationen positiv gestalten. Jeder Beitrag zählt und kann zu einer Welt führen, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund, ihren Fähigkeiten oder ihrem Geschlecht die gleichen Chancen und Anerkennung erhalten. (...)
Die Resonanz von Kolleg*innen und Studierenden auf unsere Diversity-Initiativen ist überwältigend positiv. Viele schätzen die Bemühungen, eine inklusive und gerechte Umgebung zu schaffen, und fühlen sich durch die Maßnahmen besser unterstützt und anerkannt. Studierende berichten, dass sie sich in einem diverseren Umfeld wohler und motivierter fühlen. Auch Kolleg*innen äußern, dass die verstärkte Förderung von Vielfalt das Arbeitsklima verbessert und zu innovativeren und kreativeren Lösungen führt. Insgesamt zeigt sich, dass die Bemühungen um mehr Diversity nicht nur auf Zustimmung stoßen, sondern auch einen spürbaren positiven Einfluss auf das gesamte Hochschulleben haben.
(...) ein konkretes Ziel, das ich verfolge, ist die aktive Teilnahme am SelmaMeyer MentoringProgramm, in dem ich hoffe, bald als Mentorin tätig zu sein. Dieses Programm liegt mir sehr am Herzen, da es speziell darauf abzielt, junge Frauen und unterrepräsentierte Gruppen in der Wissenschaft zu fördern und ihnen den Zugang zu wertvollen Ressourcen und Netzwerken zu ermöglichen. Durch meine Teilnahme möchte ich meine Erfahrungen und mein Wissen weitergeben und dazu beitragen, dass zukünftige Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gestärkt und inspiriert werden, so wie ich es als Mentee einer großartigen Mentorin auch erfahren darf. (...)