Preisträgerin in der Statusgruppe der Lehrenden
"Als jemand, die selbst von Diskriminierung betroffen ist, möchte ich meine Kurse so diskriminierungsfrei wie möglich gestalten.“
Seit 2019 wird der Diversity-Preis jährlich an Mitglieder und Angehörige der HHU verliehen, die sich in besonderem Maße für das Thema Diversity engagieren und den Grundsatz der HHU, „Exzellenz durch Vielfalt“ mit Leben füllen.
Lebendige Vielfalt gehört zu allen Lebensbereichen: Das illustriert der Diversity-Preis der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), der jetzt zum fünften Mal vergeben wurde. Die drei Ausgezeichneten leben Chancengerechtigkeit. Sie setzen gemeinsam mit weiteren Engagierten ein sichtbares Zeichen. Denn orientiert am HHU-Grundsatz „Exzellenz durch Vielfalt“ bereichert Anderssein den Alltag – in Forschung, Lehre und Studium.
Am 2. Mai 2023 wurde der Diversity-Preis verliehen an Dr. Sigrun Wegener-Feldbrügge, Leiterin des HHU-Welcome Centers für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an Dr. Sabrina Proschmann, Lehrende am Lehrstuhl für Neuere Geschichte und an Magdalena Kuom, die im Master Medizinische Physik studiert.
Die drei Ausgezeichneten bestimmte ein Komitee aus Vertretungen aller Statusgruppen, Prorektor Prof. Dr. Stefan Marschall und der Leiterin der Section Diversity des Heine-Centers for Sustainable Development, Dr. Inge Krümpelbeck. Sie sagt: „Jede Aktivität, die dazu beiträgt, dass andere ihr Potenzial freier entfalten können, trägt dazu bei, dass an der HHU die Kultur der Vielfalt gestärkt wird. Mit dem Diversity-Preis lenken wir den Scheinwerfer auf alle, die sich in ihren Bereichen für ein wertschätzendes Miteinander einsetzen.“ Prorektor Marschall hob in seiner Ansprache hervor, dass „es viele Menschen in allen Statusgruppen der HHU gibt, die Vielfalt mitgestalten und damit unsere Universität zu einem Ort des Austausches und des gelebten Respekts machen.“
Preisträgerin in der Statusgruppe der Lehrenden
"Als jemand, die selbst von Diskriminierung betroffen ist, möchte ich meine Kurse so diskriminierungsfrei wie möglich gestalten.“
„Sabrina Proschmann sorgt in ihren Seminaren für eine offene und lernbereite Atmosphäre. Sie fragt offen nach Pronomen und der Art und Weise, wie die Studierenden angesprochen werden wollen. Diese Handhabung schafft einen Raum für Respekt und bringt Sichtbarkeit für alle Studierenden der Seminare in denen Frau Proschmann lehrt. Für ihre Anpassungsfähigkeit und respektvollen Umgang bin ich Frau Proschmann sehr dankbar und nominiere sie deshalb für den Diversity-Preis 2023.“
Preisträgerin in der Statusgruppe der Mitarbeitenden
„Die positiven Rückmeldungen und Dankbarkeit der internationalen Forschenden sind {...} für mich und meine beiden sehr engagierten Mitarbeiterinnen die alltägliche Motivation.“
Studium der Biologie, Promotion in Biochemie, Leiterin des Welcome Centers für internationale Wisenschaftler*innen der HHU
„Frau Wegener-Feldbrügge leistet Aussergewöhnliches für neue MitarbeiterInnen die aus dem Ausland kommen. Sie setzt sich für Menschen aus anderen Ländern und Kulturen ein. Sie hilft bei der schwierigen Wohnungssuche, bei Eröffnung eines Bankkontos und der Aufenthaltserlaubnis; sie selber oder MitarbeiterInnen gehen mit, um zu dolmetschen, und vor schlechter Behandlung zu schützen. Im Vorfeld berät sie. Ihr Einsatz geht weit über das zu erwartende Maß hinaus.“
„Sie setzt sich äußerst engagiert für ausländische Studierende, Mitarbeitende und Geflüchtete ein. Dabei arbeitet Sie oft auch außerhalb ihrer eigentlichen Arbeitszeit, löst Probleme, kümmert sich um das Wohlergehen der neuen Mitarbeiter und ist einfach immer extrem hilfsbereit. Eine herausragende und ungewöhnlich engagierte Mitarbeiterin!“
„Sie unternimmt verschiedene Anstrengungen, um sicherzustellen, dass ausländische Mitarbeiter in einem besseren und angenehmeren Umfeld an der HHU arbeiten können.“
Seitdem ich 2009 als Koordinatorin eines Graduiertenkollegs an die HHU gekommen bin, habe ich immer viel mit internationalen Wissenschaftler*innen aus aller Welt gearbeitet und Kontakt gehabt. Die Probleme internationaler Wissenschaftler*innen werden einem dabei schnell klar und leider gab es zu diesem Zeitpunkt hierfür noch keine Unterstützungsstrukturen an der HHU. Es bereitet mir viel Freude diese Unterstützung jetzt im Rahmen meiner Tätigkeit im Welcome-Center anzubieten und tagtäglich mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen im Austausch zu sein – ich würde daher Diversity als ganz selbstverständlichen Aspekt meiner alltäglichen professionellen Praxis beschreiben.
Ich habe als Postdoc einige Jahre in den USA verbracht und dort erfahren, wie hilfreich es ist professionelle Unterstützung bei administrativen Angelegenheiten beim Start in einem fremden Land zu erhalten. Dies hat mich motiviert das Welcome-Center für internationale Wissenschaftler*innen an der HHU aufzubauen. Die positiven Rückmeldungen und Dankbarkeit der internationalen Forschenden sind dabei für mich und meine beiden sehr engagierten Mitarbeiterinnen die alltägliche Motivation.
Hier gibt es natürlich noch einige Dinge die getan werden könnten, wie z.B. die Mehrsprachigkeit in der Verwaltung auszubauen oder die Wohnraumsituation an der HHU für ausländische Wissenschaftler*innen, gerade auch mit Familien, zu verbessern.
Generell eine verbesserte Willkommenskultur und Offenheit für alle die neu an die HHU kommen.
Man erfährt extrem viel Dankbarkeit, positives Feedback und man lernt immer wieder einfach nette Menschen kennen.
Die Resonanz ist besonders aus den gastgebenden Instituten der internationalen Wissenschaftler*innen immer sehr positiv, was für die Arbeit im Welcome-Center sehr motivierend ist.
Langfristig würden wir gerne noch mehr Vernetzungsmöglichkeiten zwischen internationalen und deutschen Wissenschaftler*innen anbieten, z.B ein Kultur-Programm oder Networking-Events.
Preisträgerin der Studierenden
„Ich möchte {...} meine Mitgliedschaft in {...} verschiedenen Gremien nutzen, um immer wieder das Thema Gleichstellung anzusprechen und einzubringen.“
Master Medizinische Physik (2. Semester)
„Magdalena engagiert sich vielerorts (FS, WE-Vorstand, StuPa), bringt dort immer wieder das (gerade in Physik/Mathe/Info akute) Thema Gleichstellung ein und organisiert selbst Veranstaltungen.“
„Zu Beginn des Semesters hat sie einen Vernetzungs-Brunch für FINTA-Personen aller Statusgruppen aus Physik, Mathe und Info organisiert. Für das SoSe plant sie federführend eine Themenwoche für MNF-Studis, mit mehreren FINTAexklusiven Veranstaltungen und weiteren zum Thema Diversity in den MINT-Fächern.“
„Nachtrag: Die in der Begründung bereits erwähnte Themenwoche hat jetzt auch ein fertiges Programm, was ich sehr gelungen finde. Magdalena hat dies federführend mit Unterstützung von vier weiteren Fachschaftler*innen geplant.“
Schon zum Studienbeginn war mir klar, dass Frauen und INTA*-Personen in den Naturwissenschaften, insbesondere in den MINT-Fächern, unterrepräsentiert sind. Seit dem Wintersemester 2020/21 bin ich im Fachschaftsrat Physik und Medizinische Physik aktiv und habe dort immer wieder den Blick auf Gleichstellungsthemen gelenkt. Nach einem sehr produktiven Austausch bei der Bundesfachschaftentagung der Physik (ZaPF) im Sommer 2022 setze ich mich nun auch proaktiv für die Gleichstellung und Vernetzung von FINTA*-Personen an der Math.-Nat. Fakultät ein. Dazu gehören u.a. die im Nominierungstext genannten Projekte, aber auch Beiträge in verschiedenen Gremien.
Durch mein Engagement in verschiedenen Gremien der Studierendenschaft und der Uni bekomme ich immer wieder mit, dass zwar alle von Gleichstellung sprechen, selten aber Maßnahmen unterstützt und/oder beschlossen werden, um das zu erreichen. Ich möchte deshalb meine Mitgliedschaft in den verschiedenen Gremien nutzen, um immer wieder das Thema Gleichstellung anzusprechen und einzubringen. Außerdem möchte ich junge Frauen motivieren, einen Karriereweg in der Wissenschaft einzuschlagen.
Das Thema Gleichstellung und Diversityförderung muss weiter in den Fokus gerückt werden. Bei den Veranstaltungen der im Nominierungstext genannten Themenwoche ist mir aufgefallen, dass nur die Personen gekommen sind, die sowieso schon in den besprochenen Themen involviert waren. Potentielle Täter*innen oder Mitläufer*innen werden nicht erreicht. Wenn also wirklich die breite Masse der Universitätsmitglieder über die Missstände aufgeklärt werden soll, muss das proaktiv geschehen.
Veranstaltungen zu Diversityförderung und Gleichstellung sollten fest im Studienalltag verankert werden. Sowohl Studierende, als auch Dozierende und Mitarbeitende sollen so ein Bewusstsein für strukturelle Diskriminierung bekommen. Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zu bestimmten Tagen können helfen, einen sichtbaren Effekt zu erzielen, z.B. am 11. Februar zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft oder zum Weltfrauentag am 08. März.
In den letzten zwei Jahren habe ich im Rahmen der Fachschaftsarbeit nicht nur einmal den folgenden Satz gehört: „Sie sind die Einzigen, die sich deshalb beschwert hat. Deshalb scheint es ja kein Problem zu sein.“ Oft ist es aber ein Problem, nur haben nicht alle den Mut dazu, etwas zu sagen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Leute, die diesen Mut haben, sich äußern. Auch wenn Engagement manchmal anstrengend sein kann, ist es schön zu sehen, was man mit der eigenen Arbeit bewirkt hat. Egal, ob das Ergebnis nur in einem Satz in einem Protokoll festgehalten wurde oder Menschen auf einen zukommen und sich für die Veranstaltungsorganisation bedanken – das sind die Momente, in denen ich froh bin, dass ich mich für meine Mitmenschen engagiert habe.
Bisher habe ich fast nur positives Feedback zu den von mir mitorganisierten Veranstaltungen bekommen. Leider war aber die Resonanz auf einigen Veranstaltungen nicht so hoch wie erhofft – dafür werde ich mich mit meinen Komilliton*innen austauschen, um herauszufinden, wie man die Veranstaltungen besser bewerben kann. Leider habe ich aber auch im Fachschaftsumfeld teilweise sehr schlechte Erfahrungen bei der Organisation der Veranstaltungen gemacht, da dies manchmal in einer Grundsatzdiskussion endete, warum man exklusive Veranstaltungen für FINTA*-Personen brauche.
Aktuell habe ich noch keine Ideen für ein konkretes neues Projekt. Jedoch will ich die bisherigen Projekte – den FINTA*-Brunch und die Themenwoche wieder durchführen. Vielleicht werde ich ja auf der nächsten Fachschaftentagung inspiriert – von dort kam nämlich auch die ursprüngliche Idee der Themenwoche.