Zum Inhalt springenZur Suche springen

März 2021

Frauen und Körperliche & geistige Fähigkeiten

Emily Dickinson war eine der beiden führenden US-amerikanischen Dichter*innen des 19. Jh. Sie ignorierte ungeniert die üblichen Regeln der Versifikation und sogar der Grammatik, und auch im intellektuellen Inhalt ihres Werkes erwies sie sich als außergewöhnlich kühn und originell. Ihre Verse zeichnen sich durch ihre epigrammatische Verdichtung, eindringliche persönliche Stimme, rätselhafte Brillanz und den Mangel an hochtrabendem Glanz aus. Eine große Gruppe von Akademiker*innen und Mediziner*innen glaubt, dass Dickinson viele Anzeichen von Autismus zeigte: Sie schrieb Gedichte, die für ihre Zeit extrem unkonventionell waren, sie war zurückgezogen, sie kam am besten mit Kindern aus, sie trug fast ausschließlich weiße Kleidung und hatte unter anderem eine Faszination für duftende Blumen. Ihr Autismus war wahrscheinlich auch die Ursache für ihre Epilepsie.
Während ihre Kollegen Molekularbiologie betrieben, züchtete McClintock eine Generation von Maispflanzen nach der anderen, um deren Variationen zu studieren. Während fast alle anderen glaubten, dass die Gene fest im Erbgut verankert liegen, bewies McClintock mit ihren Experimenten, dass es auch springende Gene gibt und dass das genetische Material von der Umgebung beeinflusst wird. Die Tragweite ihrer Entdeckungen ist enorm: Transposons sind unter anderem für die Antibiotika-Resistenz von Bakterien verantwortlich und sind ein wichtiger Faktor der Evolution. McClintock war extrem auf ihre Arbeit fixiert und war sehr penibel, was sie anziehen würde und was nicht. Auffällig zurückgezogen und eine, die alles unternahm, um jegliche Aufmerksamkeit des Rampenlichts zu vermeiden, hätte McClintock 1983 beinahe den Nobelpreis für Medizin nicht angenommen, der ihr für ihre hervorragende und bahnbrechende Arbeit verliehen wurde.
Anna Schaffelhuber hat als Monoskifahrerin sieben paralympische Goldmedaillen, elf WM-Titel, sechs Gesamt- und 67 Einzelweltcup-Siege gewonnen. Sie ist fünf Mal zur Para-Sportlerin des Jahres und 2021 auch zur Para-Sportlerin des Jahrzehnts gewählt worden. Schaffelhuber ist mit inkompletter Querschnittslähmung zur Welt gekommen und auf den Rollstuhl angewiesen. Wie viele andere fordert sie die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung bei der sportlichen Förderung. Die Corona-Pandemie treffe Sportler*innen mit Behinderung besonders hart. Im alpinen Skisport müssen sie ohnehin mit mehr Einschränkungen zurechtkommen, denn längst nicht alle Skigebiete sind behindertengerecht. Und dann kämen die coronabedingten Maßnahmen dazu, die für die Menschen mehr Hilfe erforderten, was mit Blick auf die Abstandsregeln kompliziert sei.


Internationaler Tag gegen Rassismus

Am 21. März fand der internationale Tag gegen Rassismus statt. Im deutschen Grundgesetz ist schon seit 1949 das Verbot von Diskriminierung aufgrund vermeintlicher Rassenzuschreibungen (Art. 3 GG) verankert. Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft gehört aber weiterhin für Teile der Bevölkerung zum Alltag.
Ein Beispiel: Sinti & Roma sind die größte Minderheit Europas, seit sie ca. 1400 aus Indien, bzw. dem heutigen Pakistan vor Krieg und Verfolgung geflohen waren. In Osteuropa gehören sie bis heute zu den ärmsten Teilen der Bevölkerung, im Holocaust wurden bis zu 500.000 Sinti & Roma getötet. Eine bevölkerungsrepräsentative Studie aus dem Jahr 2020 zeigt, dass jede zweite Person in Deutschland an das Vorurteil glaubt, Sinti & Roma würden zu Kriminalität neigen. Ein Drittel gibt an, Sinti & Roma sollten aus den Innenstädten verbannt werden.
Wer sind Sinti & Roma eigentlich? Wie sind die Vorurteile ihnen gegenüber entstanden und was wird gegen diese Diskriminierung unternommen? Antworten auf diese Fragen findet ihr auf den Seiten der Deutschen Welle, des RomArchive (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma e.V.) und der Bundeszentrale für politische Bildung. Letztere hat auch hilfreiche Übersichten zum Thema (Anti-)Rassismus vorbereitet.


Frauen & Religion

Die drei Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum haben eines gemeinsam: Sie diskriminieren Frauen. Viele Gläubige wollen das jedoch nicht hinnehmen und engagieren sich für eine Reformation ihrer Gemeinden und Kirchen, für freien Zugang zu kirchlichen Ämtern unabhängig vom Geschlecht und für ein Ende der Vorurteile gegenüber Frauen in der Religion.

"Maria 2.0", die Bewegung innerhalb der katholischen Kirche, hat noch den weitesten Weg zu gehen: Katholikinnen dürfen bis heute keine sakralen Ämter bekleiden. Die weiteren Forderungen der Gruppe findet ihr hier, und einen Bericht über die Bewegung hier.

Seyran Ateş ist die erste Imamin Deutschlands und setzt sich auch außerhalb des Islams für ein Ende geschlechtlicher Diskriminierung ein. Ihre Haltung zum Islam wird immer wieder kontrovers diskutiert, insbesondere konservative Muslim*innen kritisieren sie für ihre radikalen Thesen. Mehr Informationen findet ihr auf ihrer Website und in diesem Artikel.

Elisabeth Haseloff war nicht nur die erste deutsche evangelische Pastorin,  ab 1959 leitete sie das Evangelische Frauenwerk in Lübeck und 1970 wählte die Synode der Nordelbischen Kirche sie zur Vizepräsidentin. Sie gab mit anderen Theologinnen die Zeitschrift "Die Theologin" sowie den Rundbrief des Konvents Evangelischer Theologinnen in Deutschland heraus. Mehr Informationen über ihre Arbeit in der evangelischen Kirche findet ihr hier, unter diesem Link könnt ihr mehr über den Einfluss ihrer Arbeit erfahren.

Regina Jonas konnte ihr Amt als Rabbinerin gerade mal sieben Jahre lang ausüben, zwei davon im Konzentrationslager in Terezín. Vielleicht ist dies der Grund, warum sie in der jüdischen Geschichte fast vergessen wäre: 1972 wurde in Cincinnati eine weitere Frau als vermeintlich erste weltweit zur Rabbinerin geweiht. Erst mit Fall der Berliner Mauer konnte das Gesamtarchiv der deutschen Juden auf Dokumente zum Vermächtnis von Regina Jonas zugreifen. Mehr Informationen zu ihrem Leben und Wirken findet ihr hier, hier und hier.


Internationaler Frauentag

Der Weltfrauentag entstand 1910 in Kopenhagen, eingeführt von Clara Zetkin als „Internationaler Frauenkampftag“ für Gleichberechtigung, Frieden, Demokratie und Sozialismus. Als deutsche, sozialistische Feministin war ihr Ziel, solidarischen Zusammenhalt und gleichzeitig ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Frauen weltweit zu schaffen. Denn Feminismus kann nur intersektional gedacht werden: Sexismus kann sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob die Frauen in anderen Merkmalen mit dem übereinstimmen, was gemeinhin als „normal“ betrachtet wird.
Daher wollen wir euch in den nächsten Woche Frauen vorstellen, die genau diese Intersektionalität betrifft verkörpern und die trotz dieser Diskriminierungserfahrungen besonderes geleistet haben.

Mehr zum Weltfrauentag und zu Clara Zetkin findet ihr auf den Websiten der Bundeszentrale für politische Bildung.


Digitale Zivilcourage

Was ist eigentlich Hatespeech und was können wir alle dagegen tun? Die Landeszentrale für politische Bildung (LzpB) NRW hat dazu viele Informationen, Aktionsmöglichkeiten und Good-Practice-Beispiele zusammen gestellt. Besonders hervorheben wollen wir die Kampagnen von „Kleiner Fünf e.V" für Radikale Höflichkeit und das vom Europarat initiierte „No Hate Speech Movement“. Auf den verlinkten Websites der beiden Aktionen findet ihr Tipps für den Umgang mit Hatespeech, Informationen über rechtspopulistische Gesprächsmuster und GIFs, Memes und Statements als gute Konter gegen Hatespeech.

Verantwortlichkeit: